Erinnerungsorte an Verfolgung und Widerstand

23. August 2020

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Die Straßenbeschilderung der beiden nahe beieinanderliegenden, nach dem Sinti-Kind Rosa Böhmer und dem Kommunisten Fritz Rahkob benannten Plätze.

Sieben Jahre ist es her, seit die VVN-BdA Gelsenkirchen 2013 in einem „Bürgerantrag“, eine Anregung nach § 24 der nordrhein-westfälischen Gemeindeordnung an den Rat der Stadt Gelsenkirchen gerichtet hatte, die die damals vier nach Verfolgten und Widerstandskämpfern benannte Plätze thematisierte (Bericht hier). Inzwischen sind die Baumaßnahmen auf der Ebertstraße abgeschlossen, ein fünfter Platz zur Erinnerung an das Sinti-Mädchen Rosa Böhmer ist hinzugekommen und ist die neue Gestaltung sichtbar.

Blick auf den Rosa-Böhmer-Platz und den neugestalteten Bauabschnitt Ebertstraße.

Im neugestalteten Bereich zwischen Hans-Sachs-Haus und Musiktheater wird durch die Benennung von Plätzen nach Fritz Rahkob, Leopold Neuwald und Rosa Böhmer an den kommunistischen Widerstand, an Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma sowie an Verfolgung und Ermordung der Juden erinnert. Auch bieten die neuen Erinnerungsortetafeln mehr Raum für die Information als die alten Gedenktafeln aus den 1980ern und sind gut sichtbar aufgestellt.

„Stiefkind“ Margarethe-Zingler-Platz?

Der Heinrich-König-Platz, dessen Neugestaltung bereits vor einiger Zeit abgeschlossen worden ist, erinnert an Verfolgung der gläubigen Christen. Einzig der Margarethe-Zingler-Platz harrt noch der Umgestaltung. Hier befindet sich an der Stelle, wo aufgrund des Neubaus kein „Platz“ mehr ist, noch die alte Gedenktafel aus dem Jahre 1986. Eigentlich ein Unding in einer Stadt, die von einer sozialdemokratischen Mehrheit und einem sozialdemokratischen Oberbürgermeister regiert wird, handelt es sich bei Margarethe Zingler doch um eine sozialdemokratische Widerstandskämpferin. Hier besteht noch Handlungsbedarf.

Nachtrag zum Margarethe-Zingler-Platz
Von Dr. Daniel Schmidt, Leiter des Instituts für Stadtgeschichte (ISG), erfuhren wir, dass die neue Tafel für den Margarethe-Zingler-Platz bereits fertiggestellt ist. Die für März geplante Aufstellung war aufgrund der Kontaktbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie nicht möglich. Da zu den Partnern der Neugestaltung aufgrund der Biografie Margarethe Zinglers neben der AWO auch der SPD-Ortsverein Altstadt gehört, ist wegen der Neutralitätspflicht der Verwaltung auch eine Einweihung im Vorfeld der Kommunalwahl nicht möglich. Daher wird die Aufstellung der neuen Tafel voraussichtlich erst im Oktober stattfinden können.