20. Juli 1944 – Nationalkonservativer Widerstand gegen Hitler

20. Juli 2019

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Am 20. Juli 1953 enthüllte Bronzeskulptur von Richard Scheibe im Innenhof der „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“, hier nach dem 20. Juli 2000.

Der 20. Juli 1944 ist das bekannteste Datum des Widerstandes gegen das Nazi-Regime. Für den Historiker Hans Mommsen handelt es sich dabei im Gegensatz zum kommunistischen oder sozialistischen Arbeiterwiderstand um bürgerlichen oder nationalkonservativen Widerstand. Die Männer des 20. Juli kamen überwiegend aus der Oberschicht, waren akademisch gebildet und haben zuvor meist im Dienst des NS-Regimes gestanden. Eine Rückkehr zur demokratischen Verfassung der Weimarer Republik lehnten sie ab, es überwogen konservative und neokonservative Ideale sowie preußische Staatstraditionen. Hinter ihren Reformkonzepten stand auch das Interesse der bürgerlichen Oberschicht, ihren sozialen Status zu sichern. Dennoch ist ihr persönlicher Einsatz gegen das NS-Regime zu würdigen, den sie aus einer moralisch begründeten Überzeugung heraus leisteten. In Berlin erinnert am historischen Ort die „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“ inzwischen nicht mehr nur an den „20. Juli“, sondern an die ganze Breite des Widerstandes gegen das NS-Regime.

Der Ursprung einer nationalkonservativen oppositionellen Gruppierung lässt sich in das Jahr 1938 zurückverfolgen und beginnt mit dem aus Protest zurückgetretenen Chef des Generalstabs, Generaloberst Ludwig Beck. Handlungsfähige Gestalt gewann der nationalkonservative Widerstand jedoch erst im Angesicht der aussichtslosen militärischen Lage des „Dritten Reiches“ nach der Landung der West-Alliierten in der Normandie 1944 und der faktischen Auflösung der Heeresgruppe Mitte an der Ostfront durch die Offensive der Roten Armee.

Zentrale Figur des Staatsstreichversuchs wurde Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg. Trotz seiner Behinderung durch Kriegsverletzungen (ihm fehlten ein Auge, die rechte Hand und zwei Finger der linken Hand) führte er das Attentat am 20. Juli 1944 selbst aus. Zu Hitlers Lagebesprechung im „Führerhauptquartier“ in der ostpreußischen „Wolfsschanze“ setzte er in einer Pause den Zeitzünder der Bombe in Gang, konnte aber aufgrund einer Störung nur die Hälfte des Sprengstoffs zur Zündung einstellen. Er deponierte die Aktentasche mit der Sprengladung in der Nähe Hitlers und verließ den Raum unter einem Vorwand.

Der Staatsstreich scheiterte letztlich, da der Diktator die Explosion überlebte. Die Verschwörer wurden im Bendlerblock (Oberkommando des Heeres) in Berlin überwältigt, Beck erschoss sich selbst im Gebäude, während die anderen, darunter Stauffenberg, im Hof erschossen wurden. Weitere Beteiligte wurden in Schauprozessen vor dem Volksgerichtshof unter dem Vorsitz von Roland Freisler gedemütigt und abgeurteilt. Die Vollstreckung der Todesurteile erfolgte in Berlin-Plötzensee. Die Verurteilten wurden dort mit Stahlkabeln an Fleischerhaken aufgehängt. Der Vorgang wurde für Hitler gefilmt.

Heute befindet sich im ehemaligen Bendlerblock die „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“, die Bendlerstraße wurde nach dem gescheiterten Attentäter in Stauffenbergstraße umbenannt. Im Innenhof befindet sich seit 1953 ein Ehrenhof mit einer am 20. Juli 1953 enthüllten Bronzeskulptur eines nackten Mannes mit gebunden Händen von Richard Scheibe. Zum 20. Juli 1969 wurde im Gebäude die „Gedenk- und Bildungsstätte Stauffenbergstraße“ mit einer kleinen ständigen Ausstellung eröffnet, 1989 wurde eine neue Ausstellung, die die ganze Breite des Widerstandes gegen das NS-Regime darstellte, eröffnet. Der neue Name „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“ verdeutlicht die neue Konzeption.

Gedenkstätte Deutscher Widerstand 2018, Führung von Hans Coppi jr. (Ehrenvorsitzender der VVN-BdA Berlin) durch die Ausstellung, in der auch die Widerstandsgruppe seiner Eltern („Rote Kapelle“) thematisiert werden.