OB antwortet auf den Offenen Brief
6. Juli 2020
8. Mai, Aktionsbündnis gegen Rassismus und Ausgrenzung, Offener Brief
Wir dokumentieren die Antwort des Gelsenkirchener Oberbürgermeisters an das Gelsenkirchener Aktionsbündnis gegen Rassismus und Ausgrenzung. Stellvertretend für das Bündnis hatte der Sprecher der Gelsenkirchener VVN-BdA den Offenen Brief verschickt und daher auch die folgende Antwort erhalten.
Sehr geehrter Herr Maßmann,
zunächst auch von mir persönlich vielen Dank für Ihren Offenen Brief vom 25. Mai 2020.
Es freut mich, dass die von Frau Bejarano ins Leben gerufene Initiative, den 8. Mai als Tag des Kriegsendes und der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus zum Feiertag zu erklären, in unserer Stadt so viel Zuspruch findet.
Ich bin der Auffassung, dass es angesichts der schrecklichen Ereignisse der vergangenen Monate, insbesondere der Anschläge in Halle und Hanau, die Notwendigkeit gibt, neue Zeichen zu setzen.
Daher befürworte ich es nachdrücklich, eine offene Diskussion darüber zu führen, einen offiziellen Tag der Mahnung und des Gedenkens als Feiertag zu benennen. Dies habe ich auch dem Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen – mit ausdrücklichem Hinweis auf das bürgerschaftliche Engagement in Gelsenkirchen in dieser Frage – mitgeteilt.
In der Diskussion kann und sollte auch geklärt werden, ob der 8. Mai wirklich der dazu am besten geeignete Tag ist, oder ob möglicherweise andere Tage eine stärkere und passendere Symbolkraft entfalten könnten. Dies könnte etwa der 27. Januar als Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz sein, oder aber der 23. Mai als Tag, an dem das Grundgesetz in Kraft trat. Ebenso kann auch an den 9. November gedacht werden, der in der gelebten Erinnerungskultur Gelsenkirchens eine maßgebliche Rolle einnimmt.
Falls wir einen dieser Tage künftig als Feiertag begehen können, ergibt sich draus der klare Auftrag an unsere städtische Zivilgesellschaft, nicht nur im Gedenken innezuhalten, sondern auch (selbst-)kritisch mit dem gegenwärtigen Zustand unserer Stadt und unseres Landes umzugehen.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Baranowski