„Wer nicht feiert, hat verloren!“ – Erfolgreiche Aktionswoche zum 8. Mai 2021
22. Mai 2021
8. Mai, Aktionsbündnis gegen Rassismus und Ausgrenzung
Rund um den 8. Mai 2021 organisierte das Gelsenkirchener Aktionsbündnis gegen Rassismus und Ausgrenzung eine Aktionswoche. Wie schon im letzten Jahr unterstützt es mit seinen Aktionen die Forderung der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejerano und der VVN-BdA, den 8. Mai als Tag der Befreiung vom Faschismus zum bundesweiten Feiertag zu erheben. Um zu zeigen, wie sich der Feiertag als Bildungs- und Gedenktag nutzen lässt, thematisierte das Bündnis vom 2. bis zum 13. Mai in unterschiedlichen Veranstaltungsformaten Geschichte und Gegenwart.
Mit den unterschiedlichen Veranstaltungsformen wie der Fahrrad-Demonstration quer durch die Stadt zum Widerstand in Gelsenkirchen, drei Stadtrundgängen in Gelsenkirchen, Buer und Horst zur lokalen NS-Geschichte, einem Geocaching, das sich eher an jüngere Menschen richtete und zwei hochkarätig besetzte Online-Podiumsdebatten zur historischen Verantwortung bzw. zur aktuellen Rechtsentwicklung konnten mehr als 130 Gelsenkirchener:innen erreicht und viele Diskussionen angestoßen werden. Trotz der Kontaktbeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie konnten bis auf zwei geplante Filmvorführungen, die verschoben werden mussten, alle Veranstaltungen mit Einschränkungen durchgeführt werden, wenn auch nicht immer im Detail so, wie ursprünglich geplant.
Paul Erzkamp, Sprecher des Bündnisses und auch Mitglied der Gelsenkirchener VVN-BdA freut sich mit den Bündnispartner:innen über den Erfolg der Veranstaltungsreihe. „Einige Veranstaltungen wie zwei Kinoaufführungen wollen wir im Laufe des Jahres noch nachholen. Uns war es dabei wichtig sowohl historische antifaschistische Bildung anzubieten als auch immer die Frage aufzuwerfen was dies für heute bedeutet: Wieso sind faschistische Organisationen nach 1945 immer noch in den Parlamenten? Wie kann unsere Demokratie beschützt und ausgebaut werden? Wie kann Bildung in der Schule und in der Jugendarbeit gegen Rassismus und Antisemitismus helfen?“
Die Debatte um einen bundesweiten Feiertag 8. Mai hat unterdessen weiter an Fahrt gewonnen. Bereits seit langem ist er in verschiedenen europäischen Ländern ein Gedenktag, der teilweise still und teilweise mit öffentlicher Beteiligung als Sieg über den Faschismus begangen wird. Die alte Bundesrepublik tat sich jahrzehntelang sehr schwer mit der Erinnerung an diesem Tag. Der Wandel begann in den 1980er Jahren mit einer Reihe „runder“ Gedenktage und mit der Rede des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker zum 40. Jahrestag 1985, der ihn in einer Gedenkstunde des Deutschen Bundestags endlich als „Tag der Befreiung“ bezeichnete.
Inzwischen ist der 8. Mai in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg offizieller Gedenktag, in Berlin ist er es einmal im vergangenen Jahr zum 75. Jahrestag gewesen. In Nordrhein-Westfalen hat sich unlängst der SPD-Landesvorsitzende Thomas Kutschaty dafür ausgesprochen, den 8. Mai zum bundesweiten Feiertag zu erheben. „Wir müssen den 8. Mai zu einem Tag gegen Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung in jeglicher Form machen. 76 Jahre, nachdem die Menschheit vom NS-Regime befreit wurde, nimmt die rechte Gewalt zu, Rassismus soll salonfähig gemacht werden und Nationalisten sitzen wieder in unseren Parlamenten. Ich finde, das ist beschämend und eine Verhöhnung der Opfer des Zweiten Weltkriegs.“
In Gelsenkirchen hatte das Aktionsbündnis bereits im vergangenen Jahr mit einem Offenen Brief und über einen durch Bündnis 90/Die Grünen gestellten Antrag an den Rat der Stadt um Unterstützung geworben. Unterstützung erhielt das Bündnis von den beiden christlichen Kirchen, der Jüdischen Gemeinde und dem Deutschen Gewerkschaftsbund. Damals reagierten die noch mit absoluter Mehrheit regierende SPD und Oberbürgermeister Frank Baranowski etwas reserviert, und in diesem Jahr waren offenkundig parteitaktische Spielchen wichtiger. Anstatt auf der Basis des von Bündnis 90/Die Grünen, WIN, DIE LINKE und der Die PARTEI, die den inhaltsgleichen Antrag des Vorjahres erneut für das Aktionsbündnis gemeinsam in den Rat der Stadt einbrachten, zu beschließen, brachte die Koalition aus SPD und CDU aus nicht nachvollziehbaren Gründen einen eigenen, ähnlich klingenden Antrag ein. Der Rat der Stadt beschloss am 20. Mai 2021 beide (!) Anträge mit Mehrheit bei Enthaltung der FDP-Fraktion und mit erwartbaren Gegenstimmen der AfD.
Das Gelsenkirchener Aktionsbündnis gegen Rassismus und Ausgrenzung freut sich darüber, „dass nach zwei erfolgreichen Kampagnen und Aktionswochen rund um den 8. Mai, die das Bündnis auf die Beine stellen konnte, unserer Initiative in diesem Jahr Rechnung getragen wurde. Es tut gut und schätzt unsere Arbeit wert, dass Kommunalpolitik bürgerschaftliches Engagement auf diese Weise unterstützt. Wir freuen uns darauf, bei den Formaten im nächsten Jahr frühzeitig in die Planung mit einbezogen zu werden und unsere Themen dort einzubringen.“
Die VVN-BdA Gelsenkirchen wird sich auch weiterhin in die Arbeit des Aktionsbündnisses einbringen und wie schon in den beiden vergangenen Jahren an Aktionen zum 8. Mai als Tag der Befreiung Europas vom Faschismus beteiligen.